Stellungnahme
der FWG Fraktion zum Haushaltsplan 2019 21.01.2019
(vorgetragen von Gemeinderat Dieter Kohler; Januar 2019)
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Pfetzer, liebe Kolleginnen
und Kollegen, verehrte Zuhörer, sehr geehrte Damen und Herren,
heute Abend werden die Weichen für das kommunale
Wirtschaftsjahr 2019 gestellt. Alljährlich versuchen wir als gewählte Vertreter
der Bürger von Ottersweier und Unzhurst verantwortungsvoll, die gemeinsam
erzielten Steuergelder sinnvoll und zum Nutzen aller Einwohner einzusetzen.
Es gilt, den Blick in die Zukunft zu richten, um die
vielfältigen anstehenden Maßnahmen zu koordinieren und finanzierbar zu machen.
Durch die sehr gute Wirtschaftslage in Deutschland erzielen
Gemeinden, Bundesländer und der Bund aktuell noch Rekordeinnahmen. Auch die
Gemeinde Ottersweier konnte in den letzten 10 Jahren ihre Netto-Steuereinnahmen
verdoppeln.
Diese Einnahmen, abzüglich aller Transferleistungen, wie
beispielsweise die Kreisumlage, werden gebraucht, um unsere geplanten Maßnahmen
umzusetzen und unsere strategischen Ziele zu erreichen.
Bei der Kreisumlage ist es sehr erfreulich dass diese um 1 %
Prozentpunkt auf 30 abgesenkt wird. Den scheinbar hohen Beträgen auf der
Einnahmenseite steht ein umfangreicher Aufgabenkatalog gegenüber, der die
Gemeindekasse belasten wird. Die geplanten Maßnahmen für 2019 können nur
umgesetzt werden, wenn zu den Steuereinnahmen eine Entnahme aus den Rücklagen
als auch Fremdkapital zufließen.
Ottersweier steht trotz einer weiteren Kreditaufnahme im
Ranking der „Pro–Kopfverschuldung“ in Höhe von 137 € weit unter dem
Landesdurchschnitt.
Als FWG–Fraktion achten wir auf nachhaltiges Wirtschaften.
Sachwerte der kommunalen Infrastruktur sollen durch frühzeitige Unterhaltungs-
und Sanierungsmaßnahmen erhalten bleiben und, wo es möglich ist, soll nach
intensiver Planung durch gezielte Investitionen ein Wertzuwachs erwirtschaftet
werden.
Damit komme ich zum:
Eigenbetrieb
Gemeindewerke
Der Ausbau des Glasfasernetzes in Ottersweier und allen
seinen Ortsteilen verschlingt Millionenbeträge, die als Daseinsvorsorge und als
Investition für die Zukunft ihre Berechtigung haben. Neben Gewerbebetrieben
profitieren auch Privatpersonen – vergleichbar mit den Anfängen und dem Ausbau
der Wasserversorgung früher. Im ländlichen Raum kann man Renditen in diesem
Bereich nur langfristig erzielen. Ein Grund für Großkonzerne, den Ausbau von
Glasfasernetzen auf bevölkerungsreiche, lukrative Ballungszentren zu
beschränken. Ottersweier hat schon früh diese Entwicklung erkannt.
Aufgrund der Verschuldung von 4 Mio.€ fordern wir von der
Verwaltung, dem Gemeinderat regelmäßige Sachstandsberichte vorzulegen, in denen
sich neben erhaltenen bzw. beantragten Fördermitteln, auch eine Übersicht zu
bereits erschlossenen und noch geplanten Erschließungsgebieten abbilden. Die
eingestellten Gelder von 132 T€ im Bereich des Wasser- und Kanalnetzes sehen
wir als dringend erforderlich, um einem Sanierungsstau bzw. einem schleichenden
Substanzverlust entgegenzuwirken.
Bei allen Straßenbaumaßnahmen sollte der Zustand der Rohre
im Tiefbau im Vorfeld geprüft werden. In der Fortentwicklung von regenerativen
Energien sehen wir die Gemeinde auf einem guten Weg. Gerade im Bereich PV –
Anlagen sollten alle gemeindeeigenen Gebäude im Bestand, wie in der Planung zum
Aufbau von kommunal betriebenen PV – Anlagen, geprüft werden.
Dem Ausbau von bodengebundenen PV - Anlagen stehen wir in
Ausnahmefällen positiv gegenüber. Allerdings fordern wir, dass Entscheidungen
nicht nur auf Basis von ökonomischen Gesichtspunkten, sondern vor allem unter
Berücksichtigung der ökologischen Auswirkungen durch den Ausbau ausschlaggebend
sein sollen. Die Umwelt darf in der Zukunft nicht mehr nur dem zu erwartenden
Gewinn geopfert werden. Die Kapitalzuführung von 150 T€ jährlich zur
Aufstockung des Eigenkapitals der Gemeindewerke sehen wir als dringend geboten,
um den Eigenkapitalanteil auf Grund des hohen Fremdkapitalbedarfs nicht zu tief
absinken zu lassen. Das Gemeindedarlehen aus dem hoheitlichen Bereich von 400
T€, sowie die Gewinnausschüttung der Netzbeteiligung, können derzeit nur die
Spitze der Verschuldung kappen.
Die Finanzierung der
Gemeindewerke wird von der FWG – Fraktion mitgetragen.
Straßen,
Radwege und Brücken
Beim ersten Blick auf die aktuelle Straßenzustandserfassung
der Ottersweierer Straßen, ergeben sich scheinbar gute Ergebnisse. Aber wie
gesagt, nur auf den ersten Blick. Die eingestellten 300 T€ werden dringend
gebraucht. Die begonnene Maßnahme „Nördliche Hägenichstraße“ sollte zügig
abgeschlossen werden, um Beeinträchtigungen für angrenzende Gewerbebetriebe so
gering wie möglich zu halten. Die Sanierung der Zellerstrasse in Unzhurst/Zell
lässt weiter auf sich warten.
Hier schlagen wir vor, durch Sanierungsbeginn der kommunalen
Wasserleitungen und Kanäle das Land zu einem früheren Baubeginn zu bewegen. Die
FWG – Fraktion schlägt vor, dass im Ausschuss für Technik und Umwelt eine
Rangliste der Straßen festgelegt wird, die Dringlichkeit, Sanierungsmaßnahmen
und Kosten berücksichtigt. Beim Bau des Radwegs Zell – Moos durch das
Regierungspräsidium Karlsruhe bitten wir die Verwaltung, einige Fragen
abzuklären: Ist es sinnvoll, eine Querungshilfe auf der Höhe der
Straßenverschwenkung bei der Mühle herzustellen? Wie effektiv ist eine
Fahrbahnverschwenkung für die Geschwindigkeitsreduzierung zur Ortseinfahrt
Zell?
Die FWG fordert im Vorfeld der Bauplanung, dass Vorschläge
zu baulichen Maßnahmen gemacht werden, die das Fahrtempo am Ortseingang Zell
reduzieren. Als wenig zielführend bewerten wir Diskussionen über
naturschutzrechtliche Gesetze. Vielmehr wäre es Thema, die Ausbaustandards von
Rad- und Wirtschaftswegen zu hinterfragen bzw. zu prüfen, inwieweit vorhandene
Wirtschaftswege in das neue Radnetz integriert werden können, um den
Flächenbedarf zu minimieren. 2019 wird eine Hauptprüfung unserer kommunalen
Brücken durchgeführt werden.
Anhand der Prüfergebnisse schlagen wir vor, dass im
Ausschuss für Technik und Umwelt eine aktualisierte Prioritätenliste für die
Sanierungen ab 2020 erstellt wird. In unmittelbarem Zusammenhang mit den
Brückensanierungen steht der Hochwasserschutz. Gerade die Brücken über den
Dorfbach sind abhängig vom Bau des Hochwasserrückhaltebeckens im Münchhof.
Wir bitten die Verwaltung die Ergebnisse der Bohrungen zur
Gründungsbeschaffenheit des Bodens, sowie den Sachstand der Planung bald
möglichst vorzutragen. Da der Bau einer solchen Anlage einen gravierenden
Eingriff in das Landschaftsbild darstellt, fordern wir eine umfassende und
frühzeitige Bürgerbeteiligung. Bis zum geplanten Bau im Jahr 2022 mit 70 %
Zuschuss, müssen von der Verwaltung Hochwasserkonzeption, Gefahrenkarten und
Gutachten auf Verjährung geprüft werden.
Bildungseinrichtungen
Schule / Kindergarten
Mit dem bundesweiten eingeführten Rechtsanspruch auf einen
Kindergartenplatz für alle Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres sowie
die gestiegene Geburten in Ottersweier, steigt die Nachfrage nach
Betreuungsplätzen.
Nachdem 2018 St. Michael erweitert wurde, richtet sich 2019
der Blick auf den U3 Bereich in St. Marien. Auch hier ist eine Ausweitung des
Raumangebotes nötig. Erste Schritte, wie etwa die Änderung des Bebauungsplans
und die getätigten Ausschreibungen, wurden bereits eingeschlagen. Leider wurden
vor der Entscheidung „Stein oder Holzbau“ Förderprogramme des Landes nicht
vorgestellt. So erfuhren wir erst nach der Abstimmung, dass das Land
Baden-Württemberg mit 13 Holzbau- Innovationspaketen ein Zuschussvolumen von
16,5 Mio. € bis 2023 aufgelegt hat. Sehr gerne können wir der Verwaltung
Infomaterial zukommen lassen.
Auch im Kindergarten St. Christophorus in Unzhurst herrscht
Platzmangel. Ein erster Gedankenaustausch über die Raumkonzeption fand schon
statt.
Von den Gesprächen erhoffen wir uns, zu einer optimalen
Raumnutzung in Kooperation mit der angrenzenden Grundschule zu kommen.
Wir fordern den erweiterten Gesprächskreis beizubehalten und
sind gerne bereit, weiter kreativ mitzuarbeiten und zur Entscheidungsfindung
beizutragen. Nach dem Besuch der Kultusministerin warten wir gespannt auf die
Umsetzung der gemachten Zusagen und Versprechen.
Unter anderem wurde zugesagt, dass die Maria-Victoria Schule
die gleichen Finanzierungshilfen erhalten solle wie Ganztagesschulen. Mit
großer Zuversicht hoffen wir darauf, dass das erprobte Konzept der Maria-Victoria
Werksrealschule in Ottersweier, auch bei einmaligem Nichterreichen der
Schülerzahlen, erhalten bleiben kann. Auch hier versprach die Ministerin eine
flexible Handhabung der „16“ Schüler, die bisher Grundlage einer Klassenbildung
in Klasse 5 ist.
Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel, sind es die
jungen Menschen die aus unserer Werksrealschule kommen, die dringend gebraucht
werden. Die steigende Nachfrage nach Hausaufgabenbetreuung, verlässlicher
Grundschule und einem Mittagessen in der Schule zeigt uns, dass das
Betreuungsangebot bedarfsgerecht ist.
Dorfentwicklung
/ Wohnraum
Für bedürfnisorientierten und bezahlbaren Wohnraum besteht
in Ottersweier großer Bedarf.
Wir begrüßen ein privates Projekt in der Hauptstraße, das
dem Thema „Schaffung von Wohnraum“ entgegen kommt. Es muss uns ein Anliegen
sein, die Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen. Gerade an kleinen
Wohnungen für Alleinlebende, junge und ältere Menschen und Bürger mit niedrigem
Einkommen, mangelt es an Angeboten. Die Verwaltung sollte durch
Informationsgespräche mit betroffenen Grundstückseigentümern die Möglichkeiten
einer Bebauung aufzeigen.
Gerade die Innerortsverdichtung ist eine Chance, um
Bauplätze zu generieren. Bei angrenzenden privaten Grundstücksbesitzern muss
für Verständnis für derartige Baumaßnahmen geworben werden, zum Wohle aller.
Ottersweier investiert in Infrastrukturen wie bereits aufgeführt im Bereich der
Kinderbetreuung, die nur durch Ansiedlung junger Familien in der Zukunft
genutzt werden. Den vom Vermessungsbüro Markstein zusammen mit dem Planungsbüro
Schippalies und von der Verwaltung vorgetragenen 9 Punkteplan können wir
mittragen. Genau so können wir den Planansatz für den Erwerb von Grundstücken
zur Gewerbegebietserschließung zustimmen. Das Vorhalten von ausreichend
Gewerbeflächen ist Voraussetzung, jederzeit auf Anfragen von Industrie, Handel
oder Handwerksbetrieben zu reagieren. Die FWG plädiert dafür, einen gesunden
Branchenmix anzusiedeln. In der Bewerbung für unsere erschlossenen
Gewerbegrundstücke sehen wir noch Defizite. Auch zustimmen wird die
FWG–Fraktion der Planungsrate von 10 T€ für den längst überfälligen
Lärmaktionsplan.
Lärm macht krank. Hier müssen wir versuchen, Lärm zu mindern
oder zu verhindern, wo immer es möglich ist. Wir plädieren dafür, dass außer
Bundesautobahnen, Zugtrassen und neuer B3, auch alle Landes– u. Kreisstraßen in
Sachen Lärmschutz überprüft werden. Auch durch Autoverkehr entsteht Lärm.
Deshalb stehen wir zu der Entscheidung, eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf
30 Stundenkilometer im gesamten Innenort zu fordern.
Wie bei einigen Gemeinderatssitzungen erläutert, müssen hier
dicke Bretter bei vielen Behörden gebohrt werden. Ein deutliches Tempolimit auf
der Autobahn im Bereich von Wohngebieten, würde auch im Ortsteil Unzhurst zu
spürbarer Lärmreduzierung führen, die nach berechneten Parametern gebaute
Lärmschutzwand zwar verspricht, aber leider nicht erreicht. Für den Fall, dass
übergeordnete Behörden die Genehmigung für unserer Forderung nach Tempo 30 im
Gesamtort verweigern, empfehlen wir der Verwaltung die Teilnahme an der Aktion
„Freiwillig 40“, die im Ortenaukreis bereits in einigen Kommunen erfolgreich
durchgeführt wird. An dieser Stelle ein passendes Zitat von Hermann Hesse:
Damit das Mögliche
entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
Wir begrüßen den
Beginn des Ausbaus der Parkflächen im südlichen Bereich der Wallfahrtskirche
„Maria Linden“. Sind doch die Parkflächen und der Kreisel bei „ Maria Linden „
das Eingangstor von Ottersweier. Im Auge behalten muss die Kommune auch ein
weiteres Großprojekt: unsere große dreiteilige Sporthalle.
Im Jahr 2016 wurde ein Zeitplan von 5 – 8 Jahren bis zu
einer Entscheidung vorgegeben. Es gilt schon jetzt, sich Gedanken zur Umsetzung
von finanzierbaren Maßnahmen zu machen und zu klären, ob es eine Sanierung gibt
oder einen Neubau. Kann nach Feststellung der aktuellen Kosten, eine über
mehrere Bauabschnitte geplante Sanierung, wie beim Gemeindezentrum, erfolgen?
Die FWG empfiehlt, zielführende Gespräche mit einer Beratungsgruppe
aus Vereinsmitgliedern, Planern, Verwaltung und Mitgliedern des Gemeinderats zu
führen. Mit dem Abbruch der Liftanlage am Skihang Hundseck ging eine Ära des
Skilaufs auf Ottersweierer Gemarkung zu Ende. Die vorgelegte Konzeption der
Offenhaltung des Hanges durch Beweidung tragen wir mit.
An dieser Stellen bedanken wir uns bei Herrn Michael Hug vom
ILN Büro für die jahrelange gute Beratung und Begleitung bei der Planung und
Umsetzung bei Themen wie Ausgleichsmaßnahmen und Ökopunkten Förderanträge beim
Naturpark Schwarzwald Mitte / Nord für die Umgestaltung der Wanderwege,des
geplanten Rast- und Spielplatzes wurden bereits gestellt. Mit Bedauern beugen
wir uns dem Mehrheitsentscheid zum Abriss des Sprungturmes. Mit Spannung
erwarten wir das Anlegen eines Verbindungspfades zur WESO/
Walderlebnissstation.
Auf diesem Waldpfad sollen Sägekunstwerke als Wegweiser
fungieren. Schon heute sollte das Auftakt-Event „Waldkunst live erleben“
beworben werden, bei der jeder Besucher bei der Entstehung der Wegweiser durch
Motorsägenkünstler zuschauen kann.
Fazit und
Dank
Wie zu Beginn unsrer Haushaltsrede gesagt, wird das
strategische Ziel, keine Neuverschuldung zu machen, nicht erreicht. Bei
Betrachtung der genannten großen Investitionen und Sanierungsmaßnahmen wird
erkennbar, dass eine Kreditaufnahme nicht vermeidbar ist. Bei der guten und
stabilen Konjunktur bleiben wir zuversichtlich, dass auch große zukünftige
Aufgaben wie Hochwasserrückhaltebecken oder große Sporthalle gestemmt werden können.
Unser Dank geht an alle Ratsmitglieder. Die Zusammenarbeit lässt sich mit dem
folgenden Zitat von John F. Kennedy zusammenfassen:
Wenn wir uns einig sind, gibt es wenig, was wir nicht tun
können. Wenn wir uns uneins sind, gibt es wenig, was wir tun können.
Natürlich dürfen wir uns auch bei Ihnen, Herr Bürgermeister
Pfetzer, mit dem gesamten Mitarbeiterteam der Verwaltung, aber auch Bauhof und
Forst für die jederzeit sachliche, vertrauensvolle und konstruktive
Zusammenarbeit bedanken.
Die FWG–Fraktion bedankt sich aber auch bei allen
Bürgerinnen und Bürgern, die sich durch ihre Ideen, Beiträge oder ihre
ehrenamtliche Einsatz zum Wohl unserer Gemeinde und unserer Gemeinschaft
engagieren, ob in Vereinen, Kirche oder anderen sozialen Einrichtungen.
Bedanken möchten wir uns schließlich bei allen
Mitbürgerinnen und Mitbürgern, aber auch bei Handel, Handwerk und allen
Industrie– und Gewerbebetrieben, für das uns entgegengebrachte Vertrauen.
Die FWG Fraktion stimmt der vorgelegten Haushaltssatzung
geschlossen zu.